Rennbericht zum Keiler Bike Marathon
Nach zweiwöchiger Rennpause stand nun der Keiler Bike Marathon als nächstes großes Event im Rennkalender. Ich vermute stark, dass die Veranstalter den Start der Langdistanz auf 12:45 Uhr gelegt haben, damit auch die armen Studenten mal ausschlafen und stressfrei anreisen können. Und eben genau das habe ich getan. Nachdem ich unter der Woche sehr aktiv war und sehr viele Trainings bei hoher Intensität absolviert habe, hatte ich keinen andere Wahl, als Freitags einen Ruhetag einzuplanen – heißt ja nicht umsonst Frei-Tag. Wie es sich für einen ordentlichen Ruhetag gehört, habe ich die Beine hochgelegt und nichts gemacht. Toni Martin hat vor kurzem in einem Interview zugegeben, dass ein Radfahrer entweder fährt oder liegt. Dem kann ich mich mit bestem Wissen und Gewissen anschließen. Jetzt ist es allerdings doch etwas blöd, wenn man den ganzen (Nachmit-)Tag auf der faulen Haut liegt, und so habe ich mich Abends mit Freunden zur Fresskur in Gießen verabredet. Nach einer zufriedenstellenden Portion Pommes gab es noch eine Waffel. Klingt irgendwie langweilig, war es aber nicht. Denn es handelte sich nicht um irgendeine Waffel, sondern eine von mir selbst zusammengestellte „Wonder-Waffel“. Die Füllung bestand aus Nutella, Bananen und Giotto und oben drauf gab es eine gute Ladung Schokosoße. Darf ich vorstellen – mein persönlicher Turbo für’s Rennen.
Nun möchte ich zu den wesentlichen Dingen kommen. Es ist Samstag, der 17.06.17 und meine Augen öffnen sich um 8 Uhr. Vor mich hinblinzelnd liege ich in meinem Bett und frage mich, warum sich meine Beine so mies anfühlen. Ich stehe auf, mit der Hoffnung, dass ich nur falsch in der horizontalen Gelegen habe. Es wird schlimmer und tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Der stärkste war ungefähr so: „Du Idiot hast diese Woche zu hart trainiert und kriegst jetzt die Quittung.“ Naja… was soll’s… sind ja noch ein paar Stunden bis zum Startschuss. Ich gehe erstmal frühstücken und hoffe, dass drei Tassen Kaffee die Müdigkeit in meinen Beinen ebenso gut bekämpfen, wie in meinem Kopf. Anschließend vertilge ich zwei Brötchen mit feinstem Nuss-Nougat-Brotaufstrich und packe meine sieben Sachen. Pünktlich um 10:45 Uhr sitzen wir im Auto und düsen in Richtung Spessart. Am Steuer sitzt mein Vater, der mich immer unterstützt und auch bei diesem Rennen wieder erstklassigen Support leistet – danke Papa. 🙂
Am Ort des Geschehens angekommen hole ich die Startunterlagen ab und rolle etwas durch die Gegend. Papa befindet sich auf der Suche nach einer guten Stelle, um die startende Meute am besten vor die Linse zu bekommen. Tom und Alex Rauchhaus sind auch vor Ort und gerade dabei, sich warmzufahren. Mein „Rollen“ lässt sich nicht wirklich als Warmfahren bezeichnen. Die Beine fühlen sich noch etwas müde an und eigentlich bin ich ja die Woche genug gerollt – schenke mir daher das Aufwärmen. Unterwegs treffe ich auf Christian Schmidt und es bleibt noch etwas Zeit zum quatschen und rollen.
Der Startschuss rückt näher und wir stellen uns kurz hinter dem Torbogen auf. Endlich mal ein richtiger Startplatz, von dem man mit guter Ausgangslage ins Rennen gehen kann. Doch nach und nach Drängeln sich immer mehr Fahrer vor den Torbogen, sodass mein Startplatz doch nicht mehr so gut erscheint. Auf den Videoaufnahmen meines Vaters sehe ich dann später, dass da minimum 50-60 Fahrer vor mir waren. Immerhin habe ich eine ordentliche Anzahl von ihnen eingeholt, was jedoch Zeit und Kraft gekostet hat. Da muss ich beim nächsten Mal hartnäckiger sein und mich demonstrativ nach vorne stellen.
Der Startschuss ertönt und die Meute prescht davon – angeführt vom Keiler Bier Amarok und dem Führungsmotorrad. Ich nutze den Anstieg auf den ersten vier Kilometern dazu, einige Plätze gutzumachen und mich in einer starken Gruppe zu positionieren. Die erste Abfahrt und der darauffolgende Anstieg sind zunächst unspektakulär und ich kann mich mit zwei weiteren Fahrern nach vorne orientieren und zur nächst größeren Gruppe vorstoßen. Nach ca. 50 Minuten und 18km haben wir uns auf den Hirschberg mit seinen 514m Höhe gekämpft. Ich gehe nun in die erste längere Abfahrt und ärgere mich, dass ich hinter meinem Vordermann geblieben bin, dessen Fahrweise unsicher erscheint und mich teilweise ausbremst.
Nachdem wir eine ordentliche Anzahl an Höhenmetern auf schnellen, leicht technischen Abfahrten vernichtet haben, gehen wir nun bei Kilometer 28 in den nächsten Anstieg. Hier kann man echte Stärke am Berg beweisen, denn auf einem Trailanstieg von 2,5km gilt es 287hm mit einer durchschnittlichen Steigung von 11% zu bezwingen. Ein ganz schönes Biest – aber sowas kann ich. Meine Beine haben mich auch hier nicht im Stich gelassen und so kann ich mich um weitere vier Plätze nach vorne arbeiten. Oben angekommen folgt eine kurze gerade mit Verpflegungszone, bei der ich mir im Vorbeifahren schnell eine neue Flasche greife und mich auf die nächste Abfahrt vorbereite.
Von 500m Höhe geht es nun wieder bergab auf 190m und zwischenzeitlich soll man laut Veranstalter einen wunderschönen Blick auf das Maintal und Neustadt am Main haben – wie soll man darauf bitteschön bei 50km/h und ruppigen, technischen Trails achten?! 😀 Unten angekommen drücke ich mir mein drittes Gel in den Mund und spüle kräftig mit Zuckerwasser nach. Denn wir befinden uns nun bei Kilometer 38 von 59 und es geht in gleicher Manier wie 10km zuvor per Singletrail-Anstieg auf 530m hoch. Bergauf kann ich wieder einige Plätze gutmachen und es gelingt mir endlich, die Lücke zur nächstgrößeren Gruppe zu schließen. Oben angekommen ruhe ich mich im Windschatten der anderen aus und halte den Anschluss in den Abfahrten. Nach der letzten Verpflegungsstelle fahre ich an die Spitze und ziehe mit zwei weiteren Fahrern davon. Während der nächsten 7km können wir uns vom Rest der Gruppe etwas absetzen und eine gute Minute Abstand herausfahren. Auf den Geraden und im Trail leiste ich überwiegend Führungsarbeit und drücke mir mein letztes Gel in den Mund, um am finalen Anstieg nicht abzuschmieren. Ab Kilometer 55 rollen wir in die letzte Abfahrt und schießen in Richtung Ziel. Am Zielanstieg hat es sogar noch für einen kleinen Sprint gereicht – denn die Beine haben super gehalten und mich keinen Meter im Stich gelassen. Nach 59km, 1600hm und 2h 38min überquere ich die Ziellinie und mein Vater ist sichtlich verwundert, dass ich schon dort bin. Denn zu meiner Leistung im Vorjahr konnte ich nochmals 11 Minuten rausfahren und meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf 22,2kmh steigern. Mit dieser Leistung lässt es sich leben und ich falle erst einmal über den Verpflegungsstand her.
In den Ergebnislisten finde ich mich in meiner Altersklasse Elite Herren auf Platz 17 von 52 und in der Gesamtwertung auf Platz 35 von 305 wieder.
In der Rosbacher Bike Challenge konnte ich mich mit diesem Ergebnis um einen Rang verbessern und liege jetzt in meiner Altersklasse auf Platz 4.
Ich bin mit meiner Leistung zufrieden und hoffe am nächsten Wochenende in Schotten an die vorherigen Ergebnisse anknüpfen zu können.
Neben meiner Wenigkeit starten zudem auch Alexander und Tom Rauchhaus, die in der Altersklasse Senioren 1 die Plätze 17 (Tom) und 23(Alexander) belegten.
In der Altersklassenwertung der Rosbacher Bike Challenge stehen sie derzeit auf Platz 5 und 8. So kann es weitergehen!
Sportliche Grüße und Kette rechts
Euer Philipp